Genau zum richtigen Zeitpunkt

PNP 02.02.2024 | Stand 02.02.2024, 4:00 Uhr

Das Geld kommt per Überweisung, deswegen gab es nur einen symbolischen Scheck, den Rotary-Präsident August Hasreiter (v.r.) in Händen hält. Die Spenden werden weitergereicht an Silvia Ragaller (Pletz), Hildegard Stolper (Frauenhaus), Christine Mühldorfer (Kinderhaus), Nadia Königseder (Kinderschutzbund), Luise Pirkl (Netzwerk FamilienLeben), Peter Stuiber (Kinderhilfe Holzland) und Heinrich Fesl (Tafel). Bürgermeister Florian Gams und Vize-Landrat Hans Koller (l.) lobten die „großartige Aktion“. − Foto: Rücker

 

Von Helmuth Rücker

Vilshofen. „Diese Spende tut so gut“, sagt Heinrich Fesl, Leiter der Vilshofener Tafel, die einmal in der Woche Lebensmittel kostenlos an Bedürftige abgibt. Auch die anderen Einrichtungen, die im Rahmen eines Festabends des Rotary Clubs Vilshofen Spenden entgegennahmen, zeigten sich „von Herzen“ dankbar. 20 000 Euro waren beim Verkauf des Adventskalenders zusammengekommen. Der Erlös wurde nun verteilt. Es wurde ein beeindruckender Abend.


Beeindruckend, weil die Vertreter der Vereine berichteten, wie notwendig das ehrenamtliche Engagement ist, um Menschen in der Region unter die Arme zu greifen. Bleiben wir bei der Tafel. Heinrich Fesl erzählte, wie die Tafel (2005 gegründet) wöchentlich 75 bis 80 Familien versorgte mit Lebensmitteln, die Supermärkte spendeten. Das hat sich seit dem Krieg in der Ukraine schlagartig geändert. 300 Familien seien nun bezugsberechtigt. Um alle versorgen zu können, kaufe man hinzu. Im vorigen Jahr gab die Tafel dafür 29000 Euro aus.


„Die Zeiten werden immer schlechter“, stellte Nadia Königseder vom Kinderschutzbund Vilshofen fest. Dieser bestehe seit 40 Jahren. 100 Familien werden betreut mit dem Ziel, dass die Kinder nicht benachteiligt sind, weil die Eltern zu wenig Geld haben. „Wir helfen unbürokratisch“, versicherte Königseder. Fehlt das Geld für einen Schulausflug, für warme Winterschuhe, für eine defekt gewordene Waschmaschine oder für die Mahlzeit in der Schule: Mit gespendetem Geld könne geholfen werden. „Kinder brauchen eine Lobby, und diese Lobby sind wir.“

Von benachteiligten Kindern sprach auch Christine Mühldorfer vom Kinderhaus Hofkirchen. Die privat aufgebaute Einrichtung hat in 23 Jahren 500 Kinder betreut. „Wir haben 26 Plätze – und die sind immer voll“, sagte Mühldorfer. Es gebe Kinder, die nur einige Wochen da seien, andere, bis sie erwachsen sind. 70 Prozent kommen aus desolaten Familienverhältnissen. Man arbeite mit den Jugendämtern zusammen. In den 23 Jahren gab es keinen einzigen geschlossenen Tag. Von den 25 Angestellten sind 14 Erzieher. Von dem gespendeten Geld aus dem Adventskalender soll eine Urlaubsreise mit den Kindern ermöglicht werden. „Die Spende kommt genau zum richtigen Zeitpunkt“, bedankte sich Mühldorfer.


Luise Pirkl vertrat das Netzwerk FamilienLeben Vilshofen, 2011 gegründet. Man arbeite eng mit dem Kinderschutzbund und der Stadt zusammen, wenn es um die Betreuung von Familien mit kleinen Kindern gehe. In der Donaugasse gebe es eine räumliche Anlaufstation. Unter anderem kümmere man sich um Lern- und Lesepaten (rund 20). Die Zahl der Familienpaten sei leider rückläufig.

Viel zu erzählen wusste Silvia Ragaller vom Pleintinger Netzwerk (PLETZ), das es seit 2010 gibt. Kindern im Vorschul- und Grundschulalter wird ein breites Freizeitangebot unterbreitet. Ob Schwimmkurse, Backen und Kochen, Vorlesen oder Spielen am Donaustrand. Es gelinge, den Kindern zwischen 6 und 12 Jahren viel Spaß und Freude zu vermitteln.


Noch einmal Thema Kinder: Peter Stuiber von der Kinderhilfe Holzland berichtete, dass der Verein vor zehn Jahren zehn Familien betreut habe, heute seien es 200. „Wir helfen, wo’s brennt“, fasste er zusammen. Meist werde Kindern geholfen, die durch ihr Handicap oder durch einen Schicksalsschlag benachteiligt seien. „Wir wollen ihnen eine Chance geben“, sagte Stuiber. Seine Kritik kam an: Leider würden zu viele Familien am Rande unserer Gesellschaft leben. Der Bedarf an Spenden liegt bei der Kinderhilfe Holzland bei 300 000 Euro im Jahr.


Schließlich trat Hildegard Stolper im Wolferstetter Keller ans Mikrofon. Seit 25 Jahren kümmert sie sich um das Frauenhaus Passau. Dieses gibt es seit 1992, seitdem wurden 9800 Frauen und 16 000 Kinder aufgenommen. Stolper sammelte für einen Neubau mit zusätzlichen neun Plätzen viel Geld ein, kämpfte um ein Grundstück der Kirche. Am 1. März soll Spatenstich sein. Künftig können 16 Frauen und 30 Kinder Schutz vor gewalttätigen Männern und Vätern in Obhut genommen werden.

Die Betroffenheit der Rotarier sowie der Sponsoren des Adventkalenders war spürbar. Rotary-Präsident August Hasreiter bedankte sich bei allen, die zum Erfolg des Kalenders (in dritter Auflage) beigetragen hatten: Geschäfte, Firmen, Betriebe und Privatpersonen hatten 240 Gutscheine zur Verfügung gestellt. Mit dem Kauf eines Kalenders hätten die Bürger dazu beigetragen, dass geholfen werden kann. „Da erhält der Begriff Bürgergeld eine neue Bedeutung“, sagte Hasreiter. Das Geld werde 1:1 weitergereicht.


Zum Festabend gehörte ein kaltes Buffet, zwei Lieder der sechs Vilstaler Sänger (die jährlich ein Benefizkonzert geben), die fröhlich stimmende Musik der fünf Hammerschmid-Damen sowie die Grußworte von Bürgermeister Florian Gams und Vize-Landrat Hans Koller. Beide lobten die Initiative der Rotarier, Gams sprach von einer „großartigen Aktion“, Koller zeigte sich beeindruckt vom Netzwerk der 30 Vilshofener Rotarier.