PNP 10.08.2024 | Stand 10.08.2024, 5:00 Uhr
Die Not in Familien, meist ausgelöst durch Schicksalsschläge wie schwere Krankheiten oder tragische Unglücksfälle, wächst. Das weiß Peter Stuiber, Vorsitzender der seit Oktober 2013 bestehenden Kinderhilfe Holzland mit am besten. 250 Familien betreut der Verein alljährlich. Seit seiner Gründung sind Spendengelder in einer Höhe von nahezu zwei Millionen Euro an Bedürftige ausgezahlt worden. Damit steigt zwangsläufig der Verwaltungsaufwand. Um ihn auch künftig zu bewältigen, greift der Kinderhilfe nun der im Frühjahr 2022 ins Leben gerufene Förderverein Holzland Kinderhilfe e.V. unter die Arme – durch Anstellung einer Bürokraft für 40 Arbeitsstunden pro Monat.
Beate Brunner hält Funktionären den Rücken frei
„Es geht nicht mehr anders“, betont Stuiber und zieht einen Schub aus dem großen Wandschrank des seit zwei Jahren in der alten Schule in Haarbach eingerichteten Büros heraus. Fein säuberlich geordnet und beschriftet befindet sich darin eine kaum überschaubare Menge von Hängeregistern mit den gesammelten Unterlagen über die jeweiligen Klienten des rein ehrenamtlich agierenden Hilfsvereins. Diese Struktur soll nach dem Willen der Vorstandschaft weiterhin so bleiben, um auch künftig zu gewährleisten, dass die gesammelten Spenden eins zu eins den Bedürftigen zugutekommen – nach stets penibel genauer Überprüfung der Notlagen durch persönliche Besuche vor Ort und in enger Absprache mit einschlägigen Behörden wie Jugendämter, Frühförderstellen und Familienhilfsorganisationen.
Hinzukommt die Notwendigkeit, für private Anfragen erreichbar zu sein, wie der Vorsitzende hervorhebt. „Es ist das A und O, dass jemand vor Ort als Ansprechpartner am Telefon sitzt“, fügt Stuiber hinzu. Seit Anfang August ist das immer dienstags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr unter der Rufnummer 08535/9126081 der Fall. Diese Aufgabe übernimmt dank der Unterstützung des Fördervereins Beate Brummer. Auf ihrer Agenda stehen darüber hinaus die exakte Dokumentation der Situationen notleidender Familien, die Vorbereitung von Vereinssitzungen, die Abwicklung der Hilfeleistungen sowie die Planung von Vor-Ort-Terminen und Spendenübergaben. Beate Brummer hält damit den Vorstandsmitgliedern und Funktionären den Rücken frei, die allesamt einer Vollzeit-Berufstätigkeit nachgehen und die Vereinsaktivitäten somit in ihrer Freizeit erledigen.
Miete, Kleiderkammer, Spielsachen - Das zahlt der Förderverein
Der Förderverein kommt neben der Miete für das Büro, die Kleiderkammer und Stauräume für die Abteilung „Engerl & Bengerl“ – eine Börse für Kinderfahrräder, Spielsachen und Baby-Artikel wie Autositze und Kinderwagen, um nur ein paar Beispiele zu nennen – in der alten Schule an der Schulstraße ebenso für Büro-Einrichtung und Büromaterial auf. Er bezahlt auch den Lohn für Beate Brummer. Die Anschubfinanzierung für den Verwaltungssitz kam von dem privaten Spender Walter Hinterdobler aus Reutern. Der damalige Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Vilshofen-Pocking, Klaus Prähofer, stellte gegen Selbstabbau durch Kinderhilfe-Mitglieder ausrangierte, aber noch sehr gut erhaltene Büromöbel des Geldinstituts zur Verfügung. Gerade seit der Corona-Pandemie spüren die Betreuer von „Engerl & Bengerl“, an jedem ersten Dienstag im Monat von 17 bis 18 Uhr geöffnet, einen verstärkten Zulauf.
Peter Stuiber vergisst nicht, neuen wie treuen Unterstützern der Kinderhilfe Holzland – darunter Kassierin Heidi Hauswald, die zuletzt mit ihrem Ehemann Jörg, Homepage-Administrator, den riesigen bürokratischen Aufwand ehrenamtlich gestemmt hat – zu danken, zumal es immer mehr Bedürftige gibt, wie er zu bedenken gibt. Allein in den zurückliegenden zwei Monaten habe es über 60 Anträge abzuklären gegeben. Ein Fallbeispiel aus dem Klientel des Vereins: Ein zwölfjähriger Bub hat eine Gehirnblutung erlitten, lag sechs Monate im Koma, ist wieder im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, aber seither komplett gelähmt. Im Moment befindet er sich auf Reha. Für die Familie bedeutet das, am Eigenheim, das noch mit Bankschulden belastet ist, entsprechende Umbauten vornehmen zu müssen, unter anderem durch Installation eines Personenaufzugs. Auch die Anschaffung eines behindertengerechten Autos ist unerlässlich, wie der Vorsitzende der Kinderhilfe Holzland sagt.
Hilfsverein betreut über 250 Familien
Umso deutlicher macht Stuiber auf den Wert der Mitgliedschaft im Bayerischen Helferverein aufmerksam, dem über 15 vergleichbare ehrenamtliche Institutionen angehören, um sich untereinander zu vernetzen. Nächstes Ziel ist die Erlangung der Gemeinnützigkeit für den Förderverein Holzland Kinderhilfe mit dem Haarbacher Bürgermeister Franz Gerleigner an der Spitze. Ein entscheidender Vorteil läge darin, über diese Vereinigung Spendenquittungen auszustellen. Die Chancen stehen laut Stuiber gut. „Der Förderverein kann und wird dann gezielt auf Firmen zugehen, um Spenden zu generieren“, kündigt er an und weist einmal mehr auf den angewachsenen Bedarf hin. Sage und schreibe über 250 Familien in der Stadt und im Landkreis Passau sowie im angrenzenden Landkreis Rottal-Inn werden betreut, wobei die Unterstützung auch sozial vernachlässigte, misshandelte oder traumatisierte Kinder und Jugendliche umfasst.
Wer die Kinderhilfe Holzland unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun. Die IBAN des Spendenkontos bei der VR-Bank Vilshofen-Pocking lautet: DE56 7406 2490 0005 8318 22. Das Büro in der alten Schule in Haarbach ist dienstags und donnerstags, jeweils von 8 bis 12 Uhr, besetzt.
Wichtiger denn je ist die Abteilung „Engerl & Bengerl“ unter dem Motto „Alles fürs Kind – gebraucht und neuwertig“, wie der Vorsitzende der Kinderhilfe Holzland, Peter Stuiber, im Lager in der alten Schule in Haarbach betont. − Fotos: Brunner
