PNP 09.03.2024 | Stand 09.03.2024, 4:00 Uhr
Die Idee, verschiedene Helfervereine in einem Verband zu vernetzen, hatte Josef Schicho aus Wegscheid (Mitte) – begeistert mit dabei sind bereits einige Vereine aus der Region Passau und dem Rottal, vertreten durch (v.l.) Petra Kornexl-Fürst, Reinhard Leberfing, Gerhard Spitzenpfeil, Florian Krenn, Ramona Riedl und Peter Stuiber. Die Gründungsversammlung findet am 23. März statt. − Foto: Matthes
Von Sandra Matthes
Lkr. Passau. Die einen Hilfsvereine sind gut darin, Spenden zu sammeln, haben aber keinen Kontakt zu Familien, die Hilfe benötigen. Andere Vereine haben viele Anfragen von Armen und Kranken, aber können nicht allen helfen. Da hatte Josef Schicho (36) aus Wegscheid eine Idee: Wie wäre es, all diese Helfervereine zusammenzubringen, in einem übergeordneten Helferverband? Am 23. März findet nun die Gründungsversammlung in Deggendorf statt. Mit dabei sind 14 Vereine aus Niederbayern und der Oberpfalz – doch das soll nur der Anfang sein.
Ideengeber Schicho träumt von einem bayernweiten Verband, zu dem nach und nach mehr Vereine hinzustoßen. „Das Ziel ist die Vernetzung, sich gegenseitig kennenzulernen“, sagt er. So können Anfragen von den Vereinen an den Verband und von diesem wiederum an den passenden Verein weitergeleitet werden. Josef Schicho arbeitet bei der Stiftung Knochenmarkspende Bayern im Außendienst in der Spendergewinnung und ist Vorsitzender des Vereins „Aktion Knochenmarkspende Deggendorf“ – „sein“ Verein ist natürlich vorne mit dabei.
„Zusammen werden wir besser gehört“
„Miteinander kann man einfach mehr bewirken. Durch den Verband lernen wir uns kennen, haben ein Gesicht zu jedem Verein und können jederzeit auf einander zugehen“, sagt Peter Stuiber, der Vorsitzende der Kinderhilfe Holzland, der gleich begeistert war von der Idee eines Verbands. Die Kinderhilfe Holzland mit Sitz in Haarbach gibt es seit 2013. „Als mein sechsjähriger Neffe an Leukämie erkrankte, lernte ich auf der Krebsstation in Regensburg Familien kennen, die Hilfe benötigten“, erzählt Peter Stuiber. Er begann hölzerne Spendenboxen aufzustellen – mittlerweile betreut der Verein 200 Familien im Jahr in Stadt und Landkreis Passau und im Landkreis Rottal-Inn. Familien mit gesundheitlichen und finanziellen Problemen. Stuiber erzählt von einem aktuellen Fall, einem Zwölfjährigen, der eine Gehirnblutung hatte, woraufhin die Familie die Wohnung umbauen muss und davon finanziell überfordert ist. Peter Stuiber setzt Hoffnungen auf den Verband: „Geballt können wir auch politisch Druck ausüben an den Stellen, wo es fehlt. Zusammen werden wir besser gehört.“
Mit dabei sind auch Florian Krenn vom Hauzenberger Verein „Sportlich helfen“, der mit Aktionen wie dem X-Mas Zipfelmützenlauf Spendengelder sammelt, die kranken Kindern zugutekommen, und Ramona Riedl, Vorsitzende des Vereins „Korken für Kinder – Jetzt korkt Thyrnau“, der Kronkorken und Bierdeckel sammelt, um unverschuldet in Not geratene Kinder und Familien finanziell zu unterstützen, und der die gesammelten Spenden auch an Vereine wie die Leukämiehilfe Passau weitergibt.
Petra Kornexl-Fürst aus Thyrnau ist im Vorstand des Vereins „Kinderkrebshilfe Rottal-Inn“, den es seit knapp 15 Jahren gibt. „Wir helfen 50 Familien im Jahr, aus den Landkreisen Passau und Rottal-Inn, finanziell bei Krankheiten, wenn die Kasse was nicht zahlt, bei Fahrtkosten, Perücken, erfüllen Herzenswünsche, helfen auch über monatliche Förderungen“, berichtet sie.
Die Leukämiehilfe Passau hilft seit 2005 leukämiekranken Kindern und Erwachsenen. „Wir sammeln Geld übers Jahr mit verschiedenen Aktionen und alle zwei Jahre gibt es dann eine große Gala in der Dreiländerhalle, zu der alle Spender eingeladen sind“, erzählt Gerhard Spitzenpfeil aus der Vorstandschaft. Mit dem Geld finanzieren sie Typisierungsaktionen und helfen Leukämiekranken in ganz Niederbayern. Auch Spitzenpfeil sagt: „Vernetzung ist entscheidend. Oft bekommen wir Anfragen, ob wir helfen können, aber die Satzung gibt das nicht her. Jetzt können wir dann die Person an einen anderen Verein vermitteln, das ist der Kernpunkt. In so einem Kreisverband findet sich immer jemand.“
„Oft ist die Satzung der Grund, warum ein Verein einer bestimmten Person nicht helfen kann. Dass ich Leute aus anderen Vereinen kennenlerne, bringt mich da schon wieder weiter“, sagt auch der Vilshofener Reinhard Leberfing, der 2020 zusammen mit Andreas Achatz den Verein „Schützen-Hilfe“ gegründet hat. „Wir gehen mit Rentnern einkaufen, organisieren Fahrten für Behinderte, sind da, wenn der Strom abgezwickt wird, gehen mit Alpakas ins Altenheim. Wir helfen Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind“, sagt er. 140 Paten unterstützen den Verein, es gab Aktionen wie ein Benefizkonzert. „Ich habe festgestellt, dass das Ehrenamt erdet, und dass es große Freude macht, zu helfen. Dankbarkeit ist unser Lohn. Man kommt mit empathischen Menschen zusammen. Das Ehrenamt hat mein Leben verändert, das macht riesen Spaß“, sagt er – und berichtet von der Freude, die sein Verein jüngst einer alten Dame machte, indem ihr eine neue Waschmaschine gekauft wurde.
14 Vereine aus Niederbayern und der Oberpfalz sind bis jetzt mit dabei, das sind im Weiteren: „Intensivkinder sinnvoll helfend“ aus Pocking; die Fanhilfe Burglengenfeld; die Leukämiehilfe Straubing; der Verein „Waidler helfen“ aus dem Landkreis Freyung-Grafenau; die Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierten aus Regensburg; der Verein „Rock dein Herz“ aus Plattling. Auch der Verein „Kinder in Not“ aus dem Landkreis Rottal-Inn hat bereits Interesse bekundet.
Verband will jährlich einen Preis vergeben
Die Gründung des Verbands soll am 23. März stattfinden. Schicho erklärt: „Es gibt keine Verbandsabgaben. Die Vereine bleiben autark.“ Weil nur Ehrenamtliche beteiligt sind, entstehen keine Verwaltungskosten. Für den Verband soll eine Internetseite entstehen, ein gemeinsamer Auftritt nach außen hin. Eine Plattform soll entstehen, wo sich Leute eintragen können mit Hilfen, die sie leisten wollen, „beispielsweise ein Ballonfahrer, der einen Herzenswunsch erfüllen würde“, sagt Schicho. Verbandsversammlungen sind einmal im Jahr vorgesehen. Einmal im Jahr soll auch der undotierte bayerische Helferverbandspreis vergeben werden an Privatpersonen, die nicht in Vereinen sind. Ideengeber Josef Schicho sagt: „Wir wollen auch auf das Ehrenamt aufmerksam machen, Leute ermutigen, sich auch ehrenamtlich zu engagieren. Als Ehrenamtlicher bekommt man sehr viel zurück – wenn auch kein Geld.“